Chancen für die Regionen in Niedersachsen
Bereits im Jahr 2015 erstellte die Europäische Kommission ihre „Strategie für den digitalen Binnenmarkt“, um ihn für das digitale Zeitalter zu ertüchtigen. Regulierungsbedingte Barrieren sollen beseitigt und die nationalen Märkte noch stärker zusammengeführt werden. Die Strategie stützt sich dabei auf drei wesentliche Säulen:
- Schaffung eines besseren Zugangs zu digitalen Waren und Dienstleistungen
- Optimierung der Rahmenbedingungen für digitale Netze und Dienstleistungen
- Ausschöpfung der digitalen Vorteile durch Wirtschaft, Industrie und Arbeitsmarkt
Dadurch sollen auch in den niedersächsischen Regionen Impulse
entstehen, damit verschiedene Bevölkerungsgruppen, gerade auch in
ländlichen Gebieten, digitale Lösungen besser nutzen können.
Digitales Europa
Um die vorgenannten Ziele zu erreichen, hat die Europäische Kommission
sie nun mit Mitteln hinterlegt und schlägt im Entwurf zum Mehrjährigen
Finanzrahmen 2021 – 2027 vor, für den Bereich Digitalisierung 3 Mrd.
Euro auszugeben. Diese Mittel sollen vordringlich in die europäischen Infrastrukturnetze fließen. Am 06. Juni 2018 stellte die Europäische Kommission
zudem einen Verordnungsentwurf zur Aufstellung des Programms „Digitales
Europa“ vor, das mit weiteren 9,2 Mrd. Euro ausgestattet ist. Das Ziel
des Programms besteht darin, den digitalen Wandel in der europäischen
Wirtschaft und Gesellschaft zu etablieren. Beabsichtigt ist, die
Forschungs- und Entwicklungsergebnisse aus dem Programm „Horizont“
sowohl für Unternehmen als auch für den öffentlichen Sektor zugänglich
zu machen. In einem offenen wettbewerblichen Verfahren soll ein
EU-weites Netz
von digitalen Innovationszentren in den Regionen entstehen, an dem auch Niedersachsen teilnehmen wird. Für die Kohäsionspolitik ab 2020, die in Niedersachsen vor allem
über den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und den
Europäischen Sozialfonds (ESF) wirksam wird, hat die Europäische
Kommission entschieden, den Fokus auf Investitionen mit einem klaren
europäischen Mehrwert zu setzen. Die von ihr vorgeschlagenen
Politikziele konzentrieren sich vorrangig auf ein intelligenteres,
stärker vernetztes
Europa. In stärker entwickelten Regionen wie
Niedersachsen rückt damit die Förderung des digitalen Wandels in den
Vordergrund, damit Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und die öffentliche Hand gestärkt daraus hervorgehen. Daher wird die niedersächsische Strategie für die EU-Förderung 2021 bis 2027 den Themenschwerpunkt „Digitalisierung“ besonders berücksichtigen und folglich die Förderung und Erprobung innovativer Ansätze einfordern. Durch eine geschickte Verknüpfung der ressortbezogenen Schwerpunktsetzungen im Masterplan Digitalisierung mit der künftigen Landesstrategie für die EU-Förderung 2021 bis 2027 können sich deshalb vielfältige Synergien ergeben, die die Innovationskraft in den niedersächsischen Regionen erhöhen werden. Dies kann enorme Chancen eröffnen, die künftigen Herausforderungen proaktiv anzugehen und insbesondere die Attraktivität der ländlichen Räume zu steigern.
Digitalisierung entlastet ländliche Räume
So verändern seit geraumer Zeit der demografische Wandel, Wanderungsbewegungen, aber auch neue wirtschaftliche Rahmenbedingungen
zahlreiche Städte und Dörfer. In einigen Regionen führen
Arbeitsplatzverluste sowohl im gewerblichen und industriellen als auch
im landwirtschaftlichen Bereich ebenso wie Abwanderungstendenzen
jüngerer Einwohnerinnen und Einwohner zu demografischen Verwerfungen.
Infolgedessen zeichnen sich in vielen ländlichen Räumen bereits heute
Fachkräftemangel und Überalterung der Bevölkerung ab, die vor allem
Handwerksbetriebe wie auch kleine und mittlere Unternehmen vor wachsende
Herausforderungen stellen. Die Digitalisierung kann hier zu einer
Verbesserung der Arbeitsqualität im Hinblick auf eine älter werdende
Belegschaft beitragen. Gleichzeitig bietet sie Potenziale, um den
drohenden Fachkräftemangel abzumildern. Auch ermöglicht sie die bessere
Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch zeit- und ortsungebundene
Tätigkeiten. Dies kommt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den
Regionen zugute und kann sich auf die Wohnstandortwahl zugunsten
ländlicher Räume positiv auswirken. Zugleich werden die Einzugsbereiche
von großen Städten und Metropolen entlastet, deren Wachstum auch
Schattenseiten wie hohe Pendlerströme und Verkehrsaufkommen, knappen
Wohnraum oder überlastete öffentliche Infrastrukturen zeigt.
Mittelstand und Handwerk können somit einen niedrigschwelligen Zugang zu Informationen erhalten und wirtschaftliche Digitalisierungsansätze
erproben und umsetzen. Dies dient dazu, Handel, Handwerk und
Dienstleister international erfolgreich und zukunftssicher aufzustellen.
Die
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse ist in ländlichen Räumen in
wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht nicht zuletzt
deshalb gefährdet, weil wichtige gesellschaftliche Teilsysteme dem
Veränderungsdruck nicht standhalten. Auch hier kann die Digitalisierung
entlastend wirken, indem beispielsweise eine flächendeckende
Gesundheits- und Pflegeversorgung durch E-Health-Anwendungen unterstützt
wird.
Gleiches gilt für die Vermittlung
digitaler Kompetenzen und das Lernen mit digitalen Medien. Insbesondere
in dünn besiedelten Regionen können sie Bildungschancen verbessern und
dezentrale Ausbildungsmöglichkeiten für Betriebe und Berufsschulen
ermöglichen.
Wie konkret eine Region die
Chancen der Digitalisierung nutzt, zeigt die Region Südniedersachsen,
das landesweit am stärksten vom demografischen Wandel betroffen ist,
vornehmlich begründet durch Abwanderung und Alterung. Hinzu kommt die
räumliche Distanz zu großen dynamischen Wachstumszentren. All das hat
dazu geführt, dass Südniedersachsen im Vergleich zu anderen Regionen des
Landes im Laufe der Zeit zurückgefallen ist.
Seit dem
Jahr 2015 arbeiten Kommunen, Wirtschaft, Hochschulen, Kammern und
Verbände im Südniedersachsenprogramm zusammen,
um die Region gemeinsam voranzubringen. Insgesamt sind inzwischen 31
Kooperationsprojekte in sechs Handlungsfeldern entstanden.
Dem
Ausbau der digitalen Infrastruktur kommt im Südniedersachsenprogramm
eine große Bedeutung zu. Im Handlungsfeld „Virtuelle Mobilität“ wurden
von Beginn an ebenfalls Projekte entwickelt, die auf digitale
Anwendungen fokussieren. Es zeigte sich, dass regionale
Entwicklungsprozesse stark von der digitalen Transformation profitieren
können. Insgesamt sind es inzwischen 17 Projekte in den verschiedenen
Handlungsfeldern, die Infrastrukturausbau und digitale Praxis zum Gegenstand haben.In
der Programmfortsetzung soll nun die digitale Kompetenz der Region
projektübergreifend gebündelt und weiterentwickelt werden. Der
Projektverbund „Südniedersachsen. Digital“ soll durch eine intensive
Koordinierung Synergieeffekte zwischen einzelnen Teilprojekten
herstellen. Der Verbund arbeitet im Zeichen einer Cross Innovation:
Wissen und digitale Praktiken werden zwischen verschiedenen Bereichen
ausgetauscht. Die Implementierung übergreifender
IT-Infrastrukturlösungen ist angedacht.
Ansprechpartner und weitere Informationen:
Dr. Holger Meyer, Ministerium für Bundes- und
Europaangelegenheiten
und Regionale Entwicklung, Tel. 0511 / 120 844 1,
holger.meyer@mb.niedersachsen.de
Hier erfahren Sie mehr zum Projektverbund „Südniedersachsen.Digital“:
www.suedniedersachsenprogramm.niedersachsen.de/startseite/handlungsfeld_1/suedniedersachsendigital-166519.html
Artikel-Informationen
10.12.2018